
Silke_Graf
Verhandlungen von Geschlecht nach der Dekonstruktion
Ladyfest Wien 2004
Softcover, 236 S.
ISBN 978-3-9502922-1-3
EUR 17,95 / CHF 29,90 (inkl. USt.)
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Insbesondere seit dem Paradigmenwechsel durch die Kritiken poststrukturalistischer, postkolonialer und queerer Theorien, denen zufolge die Annahme einer „Gruppe von Frauen“ als diskursiv hergestellt betrachtet werden kann, lehnen viele Wissenschaftler_innen sowie Aktivist_innen es ab, von „Frauen“ zu sprechen. Dennoch gibt
es in Anbetracht von Phänomenen wie Sexismus, Heterosexismus, struktureller und sexueller Gewalt nach wie vor dringenden Handlungsbedarf, um eine Stärkung jenes Subjekts „Frau“ zu erreichen, und so lässt sich gleichzeitig ein politisch-strategisches Festhalten
an der Kategorie „Geschlecht“ beobachten.
An diese Ambivalenz anknüpfend untersucht Silke Graf in dieser sozialanthropologischen Studie, mit der sie den Publikationswettbewerb kritique_jeune 2010 gewann, was Geschlecht nach der Dekonstruktion im Feld Ladyfest bedeuten kann. Zu diesem Zweck hat sie mittels teilnehmender Beobachtung über viele Monate hinweg
die kollektive Arbeitsweise der Organisation des ersten Ladyfests in Wien im Jahr 2004 verfolgt und analysiert. Wie wurden Geschlechter verhandelt und wie wurde in der Praxis mit Geschlechtsdifferenzierungen umgegangen? Das Ladyfest eignete sich besonders zur Untersuchung dieser Fragestellung, da es Ziel von Ladyfesten ist, die Präsenz von Frauen in bestimmten Räumen zu stärken, wobei Ladyfeste in ihrem Selbstverständnis meist von einer poststrukturalistischen, anti-identitären Sichtweise geprägt sind.
Die Basis für die spannend zu lesende empirische Studie bildet ein sachkundiger Überblick über wichtige theoretische Überlegungen und Debatten im Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung der letzten Jahrzehnte, der weit über den Kanon der Queer Theory hinausgeht und auch wenig bekannte Ansätze berücksichtigt. Zudem werden
die historische Entwicklung der Idee und Umsetzung von Ladyfesten und insbesondere die Riot-Grrrl-Bewegung als ein wichtiger Einfluss für Ladyfeste beleuchtet und das Buch enthält zusätzlich umfangreiches Foto- und Bildmaterial,
von der Organisation bis zur Durchführung des Ladyfests.
Insgesamt richtet sich diese Studie nicht nur an Leser_innen, die an poststrukturalistischen, queeren und postkolonialen Politik- und Theorieansätzen interessiert sind, sondern an alle, die sich mit den für den Bereich der Queer Studies zentralen Fragen auseinandersetzen wollen, welche feministischen politischen
Forderungen
angesichts
des komplexen Spannungsverhältnisses zwischen Identität, Geschlecht und Sexualität wie formuliert und welche temporären Allianzen gebildet werden können.
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